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  Kartonfabrik in Ottbergen
 
04.08.2009


Aus für Fabrik: Maschinen stehen still


 Die mit 400 Jahren älteste Firma 
 im 
 Kreis Höxter
 


Die Kartonfabrik in Ottbergen ist das wohl älteste noch bestehende Unternehmen im Kreis Höxter. Auf dem Firmenschild ist die Jahreszahl der Gründung zu sehen: 1609. Die noch viel ältere Wassermühle der Abtei Corvey an dieser Stelle wurde damals für die Papierfertigung umgerüstet. Der Bedarf machte einige Erweiterungen nötig, bis 1805 Johann Adam Schmidt die Fabrik übernahm.
1921 folgte ein großer Einschnitt: Das Unternehmen stellte von der Papier- auf die Kartonproduktion um. Zwischen 1960 und 1975 erreichte die Kartonfabrik ihre Blütezeit, in der die größten Gewinne gemacht wurden. Hergestellt werden Kartons für Buchrücken und Ordner sowie für die Faltschachtel-Produktion.
Vor allem der Export ist für die Kartonfabrik von großer Bedeutung. In ganz Deutschland gibt es zwar noch einige Kartonfabriken, die Mehrzahl ist aber konzerngebunden. Die gesamte Branche hat offenbar seit Jahren mit Umsatzeinbrüchen zu kämpfen.





04.08.2009

 Aus für Fabrik: Maschinen stehen still


Der Hahn ist endgültig zugedreht: 60 Mitarbeiter der Kartonfabrik Johann Schmidt in Ottbergen (Kreis Höxter) - hier Facharbeiter Ingo Marquardt (33) - haben gestern ihre Schlüssel abgeben müssen und ihre Papiere erhalten. »Das ist ein Schock für uns alle«, sagt Marquardt.

Unternehmen vor 400 Jahren als Papiermühle gegründet - 60 Bürger verlieren ihren Arbeitsplatz

Sie gilt als das älteste Unternehmen in OWL und ist am Ende: die Kartonfabrik Johann Schmidt in Ottbergen. Die vor vier Jahrhunderten als Papiermühle gegründete Firma hat wegen Zahlungsunfähigkeit und mangels Aufträge endgültig aufgeben müssen.

Die Nachricht ist eine bittere Pille, die von der Belegschaft geschluckt werden muss. Das betonte Betriebsratsvorsitzender

Marian Struck
im Gespräch mit dem WESTFALEN-BLATT. Am Montag informierte der Insolvenzverwalter Dr. Norbert Westhoff (Bielefeld) vor Ort die Belegschaft über die offizielle Eröffnung der Insolvenz durch das Paderborner Gericht und die weiteren Schritte für die Arbeitnehmer. Für konkrete Fragen stand neben Vertretern der Gewerkschaft auch der Leiter der Höxteraner Agentur für Arbeit, Johannes Wöstefeld, zur Verfügung. Er habe sich Ende der vergangenen Woche direkt im Fabrikbüro gemeldet, um seine Unterstützung in der schwierigen Situation anzubieten.
Wöstefeld: »Die Mitarbeiter haben heute von uns Unterlagen erhalten. Wenn die Anträge bis Mitte dieses Monats bei uns eingetroffen sind, werden die Betroffenen das Arbeitslosengeld pünktlich zum September erhalten. Ich habe allen geraten, sich auch über die Region hinaus um eine neue Stelle zu bemühen.« Mit dem Aus für das Kaufhaus Hertie und jetzt mit der Schließung der Kartonfabrik Schmidt verliere die Großgemeinde Höxter auf einen Schlag fast 100 Arbeitsplatze. »Das ist ein herber Schlag. Wir wollen den betroffenen Bürgern so gut wie es geht unter die Arme greifen«, sagte der Agenturchef.
Nach 2006 ist die Kartonfabrik nun zum zweiten Mal in der Insolvenz. »Es geht einfach nicht mehr. Aufträge fehlen und es stehen Verbindlichkeiten von zusammen etwa drei Millionen Euro im Raum«, betonte der Insolvenzverwalter Dr. Westhoff gegenüber dieser Zeitung. Die Mitarbeiter hätten in den vergangenen Monaten, als noch ein neuer Investor gesucht worden ist, alles gegeben und sich für ihren Betrieb stark gemacht. »Wir haben machmal 14 bis 16 Stunden lang geschwitzt. Der Teamgeist ist groß. Und jetzt erschwischt es uns alle wie ein kalter Regenschauer. Viele von uns haben Kinder und Verbindlichkeiten. Es ist alles sehr traurig. Wir haben doch sogar in Zeiten gearbeitet, als der Lohn ausgeblieben ist«, ist Ingo Marquardt, Elektromeister und Vater von drei Kindern, tief enttäuscht.


Kollege Wilfried Klimaschewski vom Lager kritisiert die Kommunalpolitiker: »Die zerbrechen sich den Kopf wegen eines Kombibades in der Kernstadt. Und hier gehen im Ort 60 Arbeitsplätze verloren, ohne dass wir von ihnen irgendeine Unterstützung oder Zuspruch erhalten haben«, sagt der 44-Jährige. Für das Herzstück Ottbergens, die 400 Jahre alte Kartonfabrik, gibt es derzeit keine Chance mehr. Der Insolvenzverwalter: »Jetzt gilt es, die Insolvenz mit dem Erstellen von Sozialplänen und die Verhandlungen mit den Gläubigern abzuschließen. Was danach passieren wird, kann keiner seriös vorausschauen.«



02.07.2009

  Kartonfabrik erneut vor dem Aus 

Schlechte Auftragslage / Rückzug möglicher Investoren

Gerade einmal sechs Wochen herrschte Zuversicht beim Ottberger Traditionsunternehmen Johann Schmidt. Wie Radio Hochstift gestern berichtete, steht nun die Kartonfabrik vor dem erneuten Aus, nachdem der Insolvenzverwalter es zunächst geschafft hatte, dass der Betrieb wieder mit Material beliefert wird.

Nun hat sich die Situation aber gewendet. Hatte das Unternehmen im Frühjahr die Auftragsbücher voll und musste darunter leiden, dass kein Material gekauft werden konnte, fehlen nun die Aufträge. Das liege zum einen an der Wirtschaftskrise, zum anderen aber auch den Querelen mit den Gesellschaftern der Henriksen AG, die seit Monaten eine Hinhaltetaktik praktizierten. So hätten einige Kunden lange auf ihre Bestellung gewartet, aber gar nicht erfahren, dass in Ottbergen überhaupt nicht produziert wurde.

Für Montag ist eine Betriebsversammlung angesetzt. Durch die schlechte Auftragslage in den letzten drei Wochen haben sich die ursprünglich interessierten Investoren zurück gezogen. 64 Mitarbeiter sind derzeit in Ottbergen beschäftigt.




19. Juni 2009

 Kartonfabrik nimmt Produktion wieder auf.... 


Das Traditionsunternehmen scheint die Kurve zu kriegen: »Wir haben am Mittwochabend die Produktion wieder aufgenommen«, teilte Geschäftsführerin Ulrike Ostlie auf Anfrage mit. Der Betrieb hatte am 8. Juni die vorläufige Insolvenz angemeldet. Nicht Auftragsmangel, sondern mangelnde Liquidität für Rohstoffe und Energie hatten den Produktionsstopp vor etwa drei Wochen verursacht.
Die Liquidität des Betriebes ist jetzt aber zunächst wieder hergestellt, wie Insolvenzverwalter Dr. Norbert Westhoff dem WESTFALEN-BLATT auf Anfrage berichtete. Bankkredite und ein Geschäftsguthaben ermöglichten die Lohnzahlungen an die rund 60 Mitarbeiter sowie den Einkauf von Material.
Jetzt geht es nach Westhoffs Angaben vordringlich darum, den Wert der Firma zu erhalten. »Es war höchste Zeit für das Insolvenzverfahren, damit die Produktion wieder angefahren werden konnte.«
Nach der Stabilisierung sei der nächste Schritt, das Unternehmen mit Hilfe von Beteiligungen wieder auf sichere Beine zu stellen. »Es gibt durchaus Interesse im Markt. Zwei Investoren haben sich bereits von sich aus gemeldet«, sagte der Anwalt. Bis zum August, dem Inkrafttreten der Insolvenz, seien Löhne und Produktion in jedem Fall gesichert. Wie es dann weiter gehe, liege in der Hand möglicher Investoren.
Für die Ottberger ist jetzt das wichtigste, am Markt aktiv zu bleiben. 

Geschäftsführerin 

Ulrike Ostlie
  »In den kommenden Wochen können wir durchstarten 
und 
in Ruhe produzieren.« 



05. Juni 2009
 Kartonfabrik Johann Schmidt plant Neuanfang 
Insolvenzantrag soll heute gestellt werden - erneute Zahlungsfähigkeit als nächstes Ziel 

Die Kartonfabrik in Ottbergen zieht die Notbremse: Laut Betriebsratsvorsitzendem 

Marian Struck 
plant die Geschäftsführung, heute Insolvenz anzumelden. 

Die Entscheidung fiel auf der gestrigen Betriebsversammlung in Ottbergen: Der Kartonfabrikant meldet sich vorübergehend zahlungsunfähig. »Diese Entscheidung verschafft dem Unternehmen und vor allem auch der Belegschaft Luft«, sagte Marian Struck dem WESTFALEN-BLATT. Denn: Sobald der Insolvenzantrag amtlich genehmigt sei, könnten endlich die Gehälter ausgezahlt werden. Für April, Mai und Juni gäbe es dann den Lohn für die Mitarbeiter. Struck: »Das ist eine gute Nachricht und dringend nötig. Unsere Geduld ist langsam am Ende.«
Mit bei der Versammlung dabei sei auch Siegfried Hohman gewesen, zuständiger Sachbearbeiter der Hendriksen AG. Er hat laut Struck die Details und noch offene Fragen zur Insolvenz der Belegschaft dargelegt. Zwar seien die Gemüter zwischenzeitlich erhitzt gewesen, der Tenor sei jedoch nach wie vor leicht positiv. »Die Geschäftsführung hat betont, den Betrieb in jedem Fall weiter führen zu wollen.«
Gleichwohl hätte das Vertrauen abgenommen, bedingt durch die schleppende Entwicklung der vergangenen Wochen. »Wenn sich heraus stellen sollte, dass die Ankündigung des Insolvenzantrags nicht eingehalten wird, meldet der Betriebsrat am Montag selbst die Insolvenz an«, sagte Struck. Die rechtlichen Voraussetzungen hierfür seien gegeben.
Die Insolvenz gibt nach Worten des Betriebsrats dem Unternehmen vor allem die Möglichkeit, sich aus kostenintensiven Verträgen zu lösen, um schnellstmöglich wieder zahlungsfähig zu werden und die Produktion neu zu starten.


Die Belegschaft hofft, dass die Insolvenz der Kartonfabrik keine Einbahnstraße ist.

30. Mai 2009
 Aufschub für Kartonfabrik 

Vorerst nicht insolvent - Gehalt ist gezahlt

Die Kartonfabrik Johann Schmidt in Ottbergen hat am Freitag keinen Antrag auf ein Insolvenzverfahren gestellt. Dafür wurde das Restgehalt für den Monat März an die Mitarbeiter überwiesen. Das hat Siegfried Hohmann, zuständiger Sachbearbeiter der Hendriksen AG, auf Anfrage bestätigt. Die Verantwortlichen der Frankfurter Eigentümergesellschaft würden am kommenden Dienstag das weitere Vorgehen beschließen. »Wir prüfen alle Optionen im Licht der Erkenntnisse, die wir seit Januar gewonnen haben.«
Grundsätzlich sei die wirtschaftliche Lage der Firma in Ordnung, so Hohmann. »Wir haben weder ein Problem mit dem Ertrag noch mit dem Kapital.« Die Situation sei aber komplex, es gebe eine Reihe von Schwierigkeiten. Zum einen sei ein Gegenfinanzierungsvertrag der Hendriksen AG über die Kartonfabrik, ein so genanntes Factoring, geplatzt. Dann gebe es Probleme mit der Produktion: »Ein bestimmtes Bauteil lässt eine Produktionssteigerung derzeit nicht zu.« Dabei sei die Nachfrage gut. »Ärgerlicherweise mussten wir bereits einen Großauftrag über mehrere tausend Tonnen Karton im Jahr ablehnen.« Und schließlich habe die Ottberger Traditionsfirma wegen der unsicheren Lage bei Kreditgebern auf der einen und Lieferanten auf der anderen Seite einen schweren Stand.
Hohmann: »Die Chance für Johann Schmidt liegt in der Produktionssteigerung. Um das zu erreichen, arbeiten wir mit Hochdruck und versuchen, am kommenden Dienstag eine Lösung zu finden.«

27. Mai 2009
 „Katastrophe 
für die Arbeiter der Kartonfabrik Ottbergen...!!!
Kein Geld – und bald keinen Job mehr?
  



Die Zeit wird langsam knapp und der Investor lässt sich nicht blicken. Die Angestellten der Johann- Schmidt-Karton-Fabrik in Ottbergen bangen um ihren Job. Bis Freitag muss geklärt sein, ob der März-Monatslohn gezahlt werden kann. Ansonsten bleibt der Geschäftsführerin Ulrike Ostlie nur der bittere Gang der Insolvenzanmeldung.

Die Belegschaft wurde gestern auf einer Betriebsversammlung von der Geschäftsführerin und dem
Betriebsratsvorsitzenden


Marian Struck 
über die akute Notsituation in Kenntnis gesetzt. „Die Versammlung war sehr emotionsgeladen“, berichtete Marian Struck. „Zum Leidwesen der Belegschaft gab es leider keine großen neuen Erkenntnisse, da Herr Siegfried Hohmann nicht erschienen ist“, erklärt Struck.

Siegfried Hohmann arbeitet für den Investor Hendriksen AG und ist für die traditionsreiche Firma verantwortlich.

„Das passt zu den letzten Wochen. Wir werden immer wieder von der Hendriksen AG vertröstet, ohne dass etwas passiert“, ist der Betriebsratsvorsitzende verärgert.

Bis Freitag muss aber etwas passieren. Nachdem Anfang Februar die Geschäftsführung gewechselt hat, gab es zwar aus Frankfurt (Sitz der Hendriksen AG) zahlreiche finanzielle Versprechungen, ein pünktliches Gehalt gab es aber nur noch für den Februar. Seit März gehen die treuen Arbeitnehmer an ihre Arbeit, ohne dafür entlohnt zu werden. „Die Belegschaft nimmt sehr viel in Kauf, damit der Betrieb am Leben bleibt“, sieht Betriebsratmitglied Ulrich Wiehe eine starke Verbundenheit zur Firma.

Erst Mitte Mai wurde ein halber März-Lohn überwiesen. Seit Samstag, 16. Mai, stehen die Maschinen in Ottbergen still. „Die Idiotie an der Sache ist, dass unsere Auftragsbücher voll sind. Uns fehlt aber das Geld um die nötigen Rohstoffe zu bezahlen“, erklärt Struck.

Weiteres Problem für die Firma ist, dass sie derzeit keiner Factoring-Bank angeschlossen ist, welche einen gefertigten Auftrag bezahlt und sich das Geld später beim Auftraggeber zurück holt. Dadurch müsste die Karton-Fabrik nicht auf ausstehende Rechnungen warten.
Wenn bis Freitag der März-Lohn nicht komplett ausgezahlt ist, muss Insolvenz angemeldet werden, da sonst die Arbeitnehmer kein Insolvenzausfallgeld erhalten, das für drei Monate rückwirkend ausgezahlt wird.
 


18.04.2009
 Kartonhersteller zahlt Gehälte 
»Lohnverzögerung schon seit 2008«

Entwarnung bei der Kartonfabrik Johann Schmidt: Wie in den vergangenen Monaten, so erhalten die Mitarbeiter auch weiter ihren Lohn. Die Produktion läuft.
 
»Die Meldungen über einen Lohnausfall im März sind nicht korrekt.« 
Das sagte Geschäftsführerin 

Ulrike Ostlie dem WESTFALEN-BLATT auf Anfrage. Die Gehälter der Mitarbeiter seien jetzt überwiesen worden.
Die Firma zahle die Löhne bereits seit Ende des vergangenen Jahres um etwa zwei Wochen verzögert. »Das ist nichts Neues.« Statt am Monatsende bekommen die Beschäftigten ihr Geld also erst Mitte des darauf folgenden Monats, wie Ostlie erläutert. Die Mitarbeiter seien darüber längst informiert und hätten sich bei der Einführung damit einverstanden erklärt. »Erst in der vergangenen Woche haben wir erneut eine Betriebsversammlung durchgeführt«, sagt Ostlie. Die Geschäftsleitung habe die Belegschaft über den aktuellen Sachstand informiert: »Es bleibt alles wie bisher.«
Die Berichte über einen möglichen Lohnausfall führt Ostlie auf falsche Informationen zurück: »Offenbar gibt es einen Informanten, der uns nicht wohlgesonnen ist.« Grund für die Mitarbeiter, um die Gehälter zu bangen, gibt es ihrer Ansicht nach nicht. Aufträge lägen vor, die Produktion laufe weiter, wenn auch nur mit gedrosselter Kraft.
Das Ottberger Traditionsunternehmen hatte aufgrund der angespannten wirtschaftlichen Lage zu Beginn des vergangenen Monats Kurzarbeit angemeldet (WESTFALEN-BLATT-Bericht vom 31. März). Wie Ostlie jetzt mitteilt, war etwa ein Drittel der Belegschaft für einige Tage von dieser Maßnahme betroffen. »Wenn es eben geht, wollen wir Entlassungen vermeiden. Die Kurzarbeit hilft uns dabei.«
Anerkennung zollt die Geschäftsführerin den Mitarbeitern der Kartonfabrik. »Trotz der gegenwärtigen Lage setzt sich die Belegschaft voll für den Betrieb ein.«



31.03.2009
Betrieb hängt 15-Meter-Schlot an den Haken
Kartonfabrik Johann Schmidt verkleinert Dampfanlage - Betrieb ist jetzt kostengünstiger


 
Schwerlast-Ballet mit zwei Kränen: Ein 15 Meter hoher Schlot aus Stahl ist gestern an der Kartonfabrik Johann Schmidt demontiert worden. Zeichen für die Neuausrichtung des Traditionsbetriebes.
 
Der fünf Tonnen schwere Schornstein war Teil einer großen Anlage zur Erzeugung von Wasserdampf. 13 Tonnen Dampf in der Stunde hatte sie in der Stunde bereit gestellt. »Die neue Anlage produziert zehn Tonnen. Das genügt«, erläutert Betriebsleiter Ralf Stockmeier auf WESTFALEN-BLATT-Anfrage.
Die Produktion wird damit wirtschaftlicher: »Da zur Dampfproduktion Erdöl und Erdgas verbraucht werden, ist die neue Anlage klar kostengünstiger«, sagt Stockmeier. Ein Schritt, der die Zukunft des Betriebes sichern helfen kann. Im Januar hatte das Ottberger Traditionsunternehmen auf sich aufmerksam gemacht, weil der Energieversorger den Strom abgeschaltet hatte (WESTFALEN-BLATT-Bericht vom 30. Januar).
Der Grund: Unter der vorigen Geschäftsführung waren Rechnungen nicht rechtzeitig beglichen worden. Mit der neuen Geschäftsführerin Ulrike Ostlie und mit Unterstützung der Frankfurter Hendriksen AG als Eigentümer wird der 400 Jahre alte Betrieb jetzt wirtschaftlich auf neue Füße gestellt. Dazu gehört, die Enenergiekosten zu verringern, wie der zuständige Hendriksen-Sachbearbeiter, Siegfried Hohmann, im Januar erklärt hatte.
Zudem ist nach Angaben der Geschäftsführung ein Investitionsprogramm von 6,5 Millionen Euro geplant. Eine neue Energiezentrale soll in einer alten Lokomotivhalle geschaffen werden, ein Teil der Papierverarbeitung soll in eine ehemalige Möbelhalle in Steinheim umziehen, neue Geschäftsfelder sollen erschlossen werden. Die betreffenden Verhandlungen hierfür laufen noch, wie Ulrike Ostlie dieser Zeitung sagte. Mit einer Entscheidung könne jedoch bald gerechnet werden.
Mittlerweile hinterlässt jedoch die Wirtschaftskrise auch beim Ottberger Kartonproduzenten Spuren. Das Unternehmen hat Anfang März Kurzarbeit angemeldet. Wie viele der 40 gewerblichen Mitarbeiter davon betroffen sind, steht laut Ulrike Ostlie noch nicht fest.



05.02.2009

Energie-Zentrale im alten Lokschuppen


Kartonfabrik Ottbergen: Neue Geschäftsführerin stellt Investitionspläne von 6,5 Millionen Euro vor




In der Kartonfabrik Johann Schmidt in Ottbergen gehen noch lange nicht die Lichter aus. Im Gegenteil: In den nächsten Jahren sind Investitionen in Höhe von 6,5 Millionen Euro geplant. Das hat die neue Geschäftsführerin Ulrike Ostlie dem WESTFALEN-BLATT auf Anfrage mitgeteilt.

 

In der vergangenen Woche hatte der Stromversorger dem Traditionsunternehmen den Saft abgedreht (das WESTFALEN-BLATT berichtete am vergangenen Freitag exklusiv). Die Hintergründe des Vorfalls erläuterte jetzt Siegfried Hohmann von der Hendriksen AG in Frankfurt. Diese hat das Ottberger Unternehmen nach der Insolvenz im Jahr 2006 übernommen. Seither werden nach eigenen Angaben wieder schwarze Zahlen geschrieben. Für die ungewöhnliche Stilllegung des Betriebs gibt es trotzdem eine einfache Erklärung: Laut Homan waren erhebliche Stromkosten aufgelaufen, die nicht rechtzeitig beglichen worden sind. Die Hendriksen AG hat sofort die Konsequenzen gezogen: Der bisherige Geschäftsführer Cord Thöne ist umgehend von allen Ämtern abberufen worden, so Hohmann. Nachfolgerin ist Ulrike Ostlie, die seit anderthalb Jahren in dem Unternehmen arbeitet. »Frau Ostlie ist aber seit Jahr und Tag in der Branche tätig«, erklärt Hohmann.
Die Stromabschaltung sei für das Unternehmen noch glimpflich ausgegangen. »Wir haben Glück, dass uns bei der Kälte die Anlagen nicht eingefroren sind. Trotz der kurzfristigen, kleinen Krise halten unsere Lieferanten weiter zu uns. Das gilt auch für unsere Kunden und Mitarbeiter«, stellt Hohmann fest, der vor allem der Belegschaft ein großes Lob ausspricht: »Unsere Mitarbeiter haben fünf Sterne verdient. Sie sind super flexibel.«
Mit der neuen Geschäftsführerin will die Hendriksen AG den Plan weiter verfolgen, das Unternehmen deutlich effizienter zu gestalten. Und dafür gibt es auch schon konkrete Vorstellungen.
Hohmann: »Unser Problem ist der völlig veralterte Querschneider, der die Produktion ausbremst. Aufgrund der Gegebenheiten auf dem Gelände der Kartonfabrik haben wir aber keine Möglichkeit, hier eine moderne Anlage aufzustellen. Also haben wir nach anderen Lösungen gesucht und sie auch gefunden.«
Die Kartonfabrik interessiert sich für das Gebäude einer Möbelfabrik in Steinheim, die seit der Schieder-Pleite leersteht. Die Kartonfabrik möchte die komplette Immobilie kaufen und noch im ersten Halbjahr 2009 mit Teilen der Produktion einziehen. Dort soll die Weiterverarbeitung der Karton-Rollen erfolgen, die weiterhin in Ottbergen hergestellt werden.
Siegfried Hohmann: »Einen Teil der Hallen wollen wir selbst nutzen. Andere sollen weiterverkauft oder vermietet werden. Außerdem planen wir, in die Kartonveredelung einzusteigen. Auch die Energiezentrale wollen wir wieder in Betrieb nehmen. Davon würde nicht nur unser Betrieb, sondern auch ein benachbartes Unternehmen profitieren. Es passt einfach alles. Und die nötigen Maschinen stehen auch schon bereit«, berichtet Hohmann über das viel versprechenden Vorhaben, für dessen Umsetzung noch die Vertragsunterzeichnung fehlt.
Auch am Standort in Ottbergen wird sich einiges tun, verspricht der Projektverantwortliche. Im ehemaligen Lokschuppen der Bahn (auch hier laufen Verkaufsgespräche) soll eine Energie-Zentrale zur Gewinnung von Gas entstehen. »Die Umstände sind ideal: Es gibt Leitungen, die den Lokschuppen und unser Betriebsgelände verbinden. Die Energiegewinnung soll aus Holz erfolgen. Wir stehen bereits mit einem heimischen Holzwerk in Verhandlungen«, sagt Hohmann.
Ziel sei es, langfristig die Energiekosten in den Griff zu bekommen. Die Hendriksen AG sei sich sicher, dass sich die Investitionen rechnen werden. Ulrike Ostlie betont: »Viele Kartonfabriken schließen, vor allem auch die ganz großen der Branche. Aber in der Nische ist noch viel Potential. Das wollen wir nutzen.«
 



Daten & Fakten

20 000 Tonnen Karton stellt die Kartonfabrik Johann Schmidt in Ottbergen her. 40 Prozent gehen in den Export. Die Kunden sind vor allem im Lebensmittelbereich zu finden. Nun soll die Produktion auf 30 000 Tonnen erhöht werden. Ziel ist es, die Anlagen künftig unter Volllast zu fahren. Das geht aber nur, wenn der so genannte Querschneider gegen eine moderne, leistungsfähige Anlage ausgetauscht wird. Daher ist die Hendriksen AG seit geraumer Zeit auf der Suche nach einem geeigneten Standort für die Weiterverarbeitung der in Ottbergen hergestellten Kartonrollen. Ursprünglich war auch der Ottbergener Lokschuppen in Betracht gezogen worden. Neben der Möbelfabrik hat die Hendriksen AG aber auch noch andere Eisen im Feuer



30.01.2009
 Kartonfabrik wird der Strom abgedreht  

Gerüchteküche brodelt im 400. Jahr des Bestehens: Betrieb der Firma Johann Schmidt zeitweise eingestellt

Für die Bewohner von Ottbergen gibt es aktuell nur ein Thema: Was ist los bei der Kartonfabrik Johann Schmidt? Der Betrieb ist zeitweise eingestellt worden. Die Unruhe kommt ungünstig: Das älteste Unternehmen im Kreis Höxter wird 2009 genau 400 Jahre alt. 
Das äußere Zeichen war untrüglich: Plötzlich qualmte am vergangenen Freitag der Schornstein der Kartonfabrik nicht mehr. Die Maschinen, die von den rund 40 gewerblichen Mitarbeitern in vier Schichten bedient werden, standen still. Die Mitarbeiter wurden nach Hause geschickt. Es gab keinen Strom, hieß es gestern in gut unterrichteten Kreisen. Auch am Montag und Dienstag ruhten die Anlagen. Erst seit Mittwoch läuft wieder die Produktion. Die Ursache für den Ausfall: Der Stromzulieferer soll den Hahn abgedreht haben, heißt es.
Bestätigt wurde diese Aussage gestern nicht. Geschäftsführer Cord Thöne war im Unternehmen nicht zu erreichen. »Im Ort wird viel gesprochen«, weiß die Belegschaft um die Gerüchte, die in Ottbergen seit Tagen kursieren. Da sei aber nichts dran. »Es wird betriebliche und personelle Veränderungen geben. Für ein offizielles Statement ist es aber jetzt nicht der richtige Zeitpunkt«, teilte ein Mitarbeiter auf Anfrage unverbindlich mit.
Schon im Jahr 2006 war die Kartonfabrik nach einigen schwierigen Jahren in unruhiges Fahrwasser geraten. Vor allem die hohen Energiekosten machten dem Unternehmen zu schaffen, so dass schließlich eine Insolvenz unvermeidbar war. Rettung nahte Anfang 2007 aus der Finanzmetropole Frankfurt am Main. Die Hendriksen Aktiengesellschaft, die sich auf »Fortführungslösungen für Unternehmen in Schwierigkeiten« spezialisiert hat, stellte das notwendige Geld zur Verfügung, um den Betrieb aufrecht zu erhalten. Gemeinsames Ziel war es damals, dass die Kartonfabrik nicht nur das große Jubiläumsjahr in 2009 erreicht, sondern sich auch darüber hinaus am Markt profilieren kann.
In einer Pressemitteilung hieß es damals: »Die Hendriksen AG begleitet auch den Restrukturierungsplan, durch den die neue Johann Schmidt Kartonfabrik Ottbergen GmbH zu einem der leistungsfähigsten Nischenhersteller für beste Qualitäten in der Kartonindustrie werden soll.« Seither hat das Frankfurter Unternehmen die Geschicke mitbestimmt.
Aber auch in Frankfurt war gestern kein Statement zu bekommen. Der zuständige Mitarbeiter ist im Urlaub. Derzeit gehen Kenner des Unternehmens davon aus, dass die Unruhen nur vorübergehender Natur sind.

 Kartonfabrik

Die Kartonfabrik in Ottbergen ist das wohl älteste noch bestehende Unternehmen im Kreis Höxter. Auf dem Firmenschild ist die Jahreszahl der Gründung zu sehen: 1609. Die noch viel ältere Wassermühle der Abtei Corvey an dieser Stelle wurde damals für die Papierfertigung umgerüstet. Der Bedarf machte einige Erweiterungen nötig, bis 1805 Johann Adam Schmidt die Fabrik übernahm.
1921 folgte ein großer Einschnitt: Das Unternehmen stellte von der Papier- auf die Kartonproduktion um. Zwischen 1960 und 1975 erreichte die Kartonfabrik ihre Blütezeit, in der die größten Gewinne gemacht wurden. Hergestellt werden Kartons für Buchrücken und Ordner sowie für die Faltschachtel-Produktion.
Vor allem der Export ist für die Kartonfabrik von großer Bedeutung. In ganz Deutschland gibt es zwar noch einige Kartonfabriken, die Mehrzahl ist aber konzerngebunden. Die gesamte Branche hat offenbar seit Jahren mit Umsatzeinbrüchen zu kämpfen.



Papiermühle - Ottbergen

Bild vom Kalenderblatt

Die Papiermühle 
Die am Fuße des Stootes in Ottbergen entspringenden starken Quellen machte man bereits um das Jahr 1000 nutzbar. Das durch einen Damm angestaute Wasser trieb ein oberschlächtiges Wasserrad. Was lag also näher, als eine Mühle zu errichten, die das Getreide für die zum Kloster Corvey gehörenden landwirtschaftlichen Betriebe mahlte 

Am 21. Dezember 1565 belehnte der Abt Reinhard von Corvey die Brüder Franz und Dietrich von Kanne aus Bruchhausen mit der Mühle von Ottbergen. Nach der Erfindung des Buchdrucks stieg der Verbrauch an Papier in starkem Maße an. Mit dem Verkauf von handgeschöpftem Büttenpapier erhoffte man sich einen neuen Wirtschaftszweig finanziell nutzbar zu machen. Aus diesen Gründen wurde im Jahre 1609 die alte Kornmühle in eine Papiermühle umgebaut. 

Zu der damaligen Zeit wurde Papier ausschließlich aus Lumpen hergestellt, die in einem Stampfwerk zerkleinert wurden. Der mit Wasser versetzte Faserbrei wurde aus der "Bütte" mit einem Sieb geschöpft. Durch Hochheben und Schütteln verfilzte der Brei und verlor dabei den grüßten Teil der Flüssigkeit. Schließlich blieb ein breiiges Blatt auf dem Sieb zurück, welches man auf eine Filzunterlage "abgautschte" und anschließend in einer Presse von der Feuchtigkeit befreite. Auf dem Trockenboden hängte man die einzelnen Bogen an Schnüren auf, bevor man sie mit einem durch Wasserkraft getriebenen Hammerwerk glättete. Auf diese Weise konnte eine geübte Arbeitskraft bis zu 100 Bogen in einer Stunde herstellen.


In der alten Papiermühle, drei Papiermacher bei ihrer Arbeit (um 1650 (nach A. Renker) 

Im Laufe der Jahre erfolgte eine ständige Modernisierung der Papierherstellung. Sie wurde fortgeführt durch Johann Adam Schmidt, der im Jahre 1805 die Papiermühle pachtete und die Firma Johann Schmidt gründete. Sein Schwiegersohn Otto Meier löste 1880 die Erbpacht ab und erwarb die Mühle als Eigentum. So hatte die Papiermühle 315 Jahre unter dem Einfluß des Hauses Kanne aus Bruchhausen gestanden. 

Die Grundlagen für den heutigen modernen Betrieb wurden 1921 durch den Abbruch der alten Mühle und die Errichtung eines neuen Fabrikgebäudes für die Herstellung von Karton durch Karl Meier gelegt. So kann unsere Heimat eine 400 Jahre 2009 alte Tradition in der Papierverarbeitung vorweisen.
 

Dr. Ingo Wolf MdL in der Kartonfabrik Ottbergen
Bilder folgen...!

 
   
 
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